Tja, Yuri hat sich doch schon so manches Meisterstück geleistet. Was er jedoch im Sommer geleistet hat, setzt doch allem die Krone auf. Was mit einem Kaustängel angefangen hat, sollte auch mit einem solchen zu Ende gehen.
Als ich Yuri gegen 1 Uhr nachts wie blöd hab bellen hören, war ich ziemlich verärgert. Ich wollte doch im Dorf kein Anstoss für Reklamationen verursachen. Somit pfiff ich nach Yuri und Radja. Letzterer kam auch sofort. Yuri blieb hartnäckig, bellte weiter und meine Verärgerung steigerte sich. Mit einer Taschenlampe bewaffnet machte ich mich also auf zum Eingangstor, um den Abtrünnigen persönlich abzuholen. Was ich dort vorne vorfand, war ziemlich unglaublich. Hatte er es doch fertig gebracht, seinen ganzen Kopf durch eine der schmalsten Stellen der Gitterstäbe des grossen Rolltors zu schieben. Meine Bemühungen, ihn wieder frei zu bekommen, waren vergeblich. Die sofort geholte Eisensäge brachte überhaupt nicht’s, da die Eisenstäbe zu dick waren und die Säge sogleich stumpf wurde.
Als ich Werni nach dem Aufräumen nach draussen begleite, läuft Yuri sofort hinter mir her. Kaum auf der Aussenseite des Tors, nahe an der Stelle, an der er sich zuvor durch die Gitterstäbe gezwängt hatte, lag die Ursache seines Missgeschicks. Er schnappte sich den dort liegenden Kaustängel. Jetzt war mir klar, was der Grund für die nächtliche Aktion war. Hatte ich doch den Hunden um ca. 23 Uhr einen Kaustängel gegeben. Präzis in dem Moment fuhr ein Auto zu uns rauf und die Hunde rannten sogleich zum Tor. Da muss Yuri wohl beim Bellen am Tor der Stängel raus gefallen sein. Keiner weiss, was er alles versucht hat, um an den Kaustängel ran zu kommen und wie lange er gebraucht hat, um seinen Kopf durch dieses kleine Loch zu würgen. Werni und ich haben eine Dreiviertelstunde gebraucht, um ihn wieder zu befreien.
Wieder zurück im Haus hat er sich dann eine Stunde lang hechelnd unter mein Bett geschlichen. Kaum war ich eingeschlafen, hörte ich ihn kratzen und jaulen. Yuri hatte einen Albtraum. Für mich war dann der Rest der Nacht auch gelaufen. Am Morgen taten Yuri dann ordentlich die Kiefergelenke und die Ohren weh. Weiter war ihm nichts mehr anzumerken. Ich pflege unterdessen meine blauen Flecken. Für die tatkräftige Hilfe habe ich mich bei Werni sehr bedankt. Das feine Abendessen, das ich ihm für die Hilfe und zum Trost der schlaflosen Stunden versprochen habe, steht noch aus. Sicher werden wir noch einige Male an nächtliche Befreiungsaktion zurückdenken.